08. November 2022 Stellungnahme zu den geplanten Etatkürzungen der Goethe-Institute

Aus gegebenem Anlass möchte die Kurt Wolff Stiftung auf die drastischen Haushaltskürzungen der weltweiten Goethe-Institute hinweisen, die die Sichtbarkeit deutscher Autor*innen verringert sowie die internationale Arbeit der deutschen Verlage erheblich erschwert. Für viele Autor*innen sowie deren hiesige Verlage sind die ins Ausland verkauften Lizenzen ein wesentlicher Bestandteil ihrer Existenz. Diese Möglichkeit ist von den aktuellen Kürzungen im Haushaltsentwurf der Bundesregierung stark betroffen.

Zum Hintergrund:

Für 2023 sieht der Haushaltsentwurf der Bundesregierung eine Kürzung der institutionellen Förderung des Goethe-Instituts auf 224 Millionen Euro vor. Das sind im Vergleich zu 2021 rund 10,5 Prozent weniger.

Bereits 2022 hatten die bisherigen Kürzungen erhebliche Auswirkungen für die rund 3.000 Künstler*innen und Expert*innen weltweit, die jährlich mit Unterstützung des Goethe-Instituts unterwegs sind und denen wichtige Gelegenheiten zu Austausch und Vernetzung genommen wurden. Konkret betroffen von den Kürzungen sind auch viele deutschsprachige Autor*innen somit auch unabhängige Verlage, die deren Bücher verlegen. Zahlreiche internationale Begegnungen von Autor*innen, Einladungen zu Festivals sowie Residenzaufenthalte und Recherchereisen konnten schon in diesem Jahr nicht mehr stattfinden. Falls sich die geplanten Kürzungen bestätigen, werden die Einschnitte in den Literaturprogrammen 2023 ähnlich ausfallen.

Das Goethe-Institut fördert außerdem kontinuierlich die Übersetzung deutschsprachiger Literatur in andere Sprachen, auch hier erfolgten bereits 2022 starke Einschnitte; weitere sind für 2023 zu erwarten. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, wird dies zu einem deutlichen Rückgang der Förderzusagen führen und damit für die Sichtbarkeit der deutschsprachigen Literatur im Ausland merkliche Auswirkungen haben.

Im Übersetzungsförderungsprogramm des Goethe-Instituts sind die Kürzungen schon jetzt spürbar: Während in den Jahren 2019, 2020, 2021 die Übersetzung von jeweils ca. 330 Titel vom Deutschen in zahlreiche andere Sprachen gefördert werden konnte, werden 2022 voraussichtlich nur etwa 270 Übersetzungen gefördert werden. 2023 stehen für die Übersetzungsförderung nochmals rund 15 Prozent weniger Mittel zur Verfügung als in den Vorjahren.

Das Goethe-Institut leistet mit seiner Arbeit einen wesentlichen Beitrag zum internationalen gesellschaftspolitischen Austausch. Demokratisierungsbewegungen in der Welt brauchen den Input und die Unterstützung, die von dieser Institution ausgehen. Dies ist gerade in der aktuellen weltpolitischen Lage wichtiger denn je.

Wir fordern die Bundesregierung daher auf, die geplanten Kürzungen abzuwenden und alle verfügbaren Mittel dafür einzusetzen, die wertvolle Arbeit der Goethe-Institute in voller Breite zu erhalten.

Leipzig, 08.11.2022

Daniel Beskos, Sarah Käsmayr, Dr. Katharina E. Meyer
Vorstand Kurt Wolff Stiftung