Auf Einladung des Festivalleiters Dejan Trajkoski nahm eine Delegation der Kurt Wolff-Stiftung vom 29.–31. Mai am Literaturfestival PRO-ZA BALKAN im mazedonischen Skopje teil: Jörg Sundermeier (Verbrecher Verlag), Florian Grundei (Wallstein), Rainer Höltschl (Open House) und Sewastos Sampsounis (Größenwahn Verlag). Als Verleger mit dabei war auch John O’Brien von Dalkey Archive Press, zudem war auch Kristine Listau (Literaturagentur Antas-Bindermann-Listau) Teil des »Fellowship Programmes«.
Bei der Eröffnungsveranstaltung im aus dem 16. Jahrhundert stammenden Daut-Pascha-Hammam stellten der künstlerische Leiter Aleksandar Prokopiev und Ermis Lafazanovski (Präsident des mazedonischen PEN) die teilnehmenden Autoren vor: Georgi Gospodinov (Bulgarien), Andrej Blatnik (Slowenien), Asli Perker (Türkei), Luan Starova (Mazedonien), Marko Vidojković (Serbien) und Zvonko Karanović (Serbien).
Bei einer Diskussionsrunde mit diesen Autoren ging es im EU-Info-Center am nächsten Morgen um die Frage, wie Literatur aus dem Balkan durch Übersetzungen in Deutschland bekannter gemacht werden könnte. Dabei reichten die Vorschläge von mehr und besser gestalteten Kurzfassungen und Übersetzungsproben auf Deutsch und Englisch, über die Auflösung von Klischees darüber, was »osteuropäische« oder »Balkan-Literatur« sei, bis zu Wünschen nach generellen verstärktem Austausch von Informationen oder den Abbau bürokratischer Hürden bei Reisen in die EU.
Davon ausgehende zahlreiche intensive Gespräche mit den Autoren rund um die einzelnen Veranstaltungen bildeten für die Kurt-Wolff-Gruppe das Grundgerüst des Festivals.
Am Nachmittag begann der zweite Schwerpunkt der Reise: mit Petar Andonovski und Julijana Velichkovska wurden zuerst herausragende junge einheimische Autoren vorgestellt. Bevor in den nächsten anderthalb Tagen bei Treffen mit renommierten mazedonischen Verlagen aus den Bereichen Belletristik, Bestseller und Genre-Literatur, Kultura, Matica, Ikona und Magor, viele wertvolle Informationen und Anregungen für zukünftige gemeinsame Projekte ausgetauscht wurden.
Den Abschluss bildete am dritten Tag abends eine Lesung aller Autoren mit kurzen Ausschnitten aus ihren Werken in Original und Übersetzung. Georgi Gospodinov erhielt für seinen Roman Physik der Schwermut (in deutscher Übersetzung erschienen bei Droschl, Graz 2014) den Prozart-Preis.
Es war eine erstaunliche und bereichernde Reise, sicher werden nun einige mazedonische Autoren auch von deutschen Verlagen stärker beachtet werden.
Reisebericht und Fotos: © Reiner Höltschl