23. Februar 2017 Die Unabhängigen: Programm 2017

»Die Unabhängigen«: Programm 2017 auf der Leipziger Buchmesse

Auf die Arbeit der unabhängigen Verlage in Deutschland, Österreich und der Schweiz ist einfach Verlass. Wieder ließ sich ein sehr attraktives Programm erstellen, das die Kreativität dieser Verlage und ihrer Autorinnen und Autoren am für sie gemeinsam von der Leipziger Buchmesse und der Kurt Wolff Stiftung konzipierten Stand der Unabhängigen in der Halle 5 (H 309) glänzend sichtbar macht.
Der von Jakob Kirch auch farblich so gut gestaltete Auftritts- und Publikumsort (mit Lounge) hat sich schon nach zwei Messen als Markenzeichen der Unabhängigen etablieren können. Die einheitliche Gestaltung von Lese-Ort und Flyer sowie Plakaten verankert die »Unabhängigen« immer fester im Bewusstsein der Öffentlichkeit.

Der Messedonnerstag hält mit dem lange erwarteten neuen Roman von Lukas Bärfuss, Hagard (Wallstein) und Julia Wolfs fulminantem Dialog eines alternden Mannes, Walter Nowak bleibt liegen (Frankfurter Verlagsanstalt) Zeitgenössisches von hoher Qualität bereit. Pralles Theaterleben breitet Claus Peymann, so ist es zu erwarten, auch live bei der Vorstellung von Mord und Totschlag. Theater/Leben (Alexander) am Stand der Unabhängigen aus. Sein materialreiches Buch ermöglicht die tiefe Begegnung mit einem ungewöhnlichen Theatermann des 20. und 21. Jahrhunderts.
Gewissermaßen mit einem Paukenschlag wird der erste Messetag einen grandiosen Abschluß finden: Philip Scholz trommelt, Nora Gomringer rezitiert: Eigenes und Zeilen aus der gesamten Weltliteratur: Gomringer + Scholz: Peng Peng Peng! (Voland & Quist)

Jörg Sundermeier liest am Freitag aus seinen Erkundungen der Sonnenallee (be.bra). Einer Straße, in der sich Berlin von seiner buntesten Seite zeigt und in der jeder sein kann, wie er ist.
Danach wird es ernst: Heike Kleffner und Matthias Meisner gehen in Unter Sachsen (Ch. Links) der Frage nach, »ob die so genannten ›sächsischen Verhältnisse‹ mit der Pegida-Bewegung und den vielen rechten Gewalttaten ein auf den Freistaat begrenztes Phänomen sind oder ob die zunehmende Radikalisierung der gesellschaftlichen Mitte als ein Vorbote für künftige politische Veränderungen in ganz Deutschland verstanden werden muss.«

Donnerstag zeichnet der Börsenverein des Deutschen Buchhandels Andreas Breitenstein mit dem Alfred-Kerr-Preis aus. Die Verleihung des Kurt Wolff Preises an den Verlag Schöffling & Co (Hauptpreis: 26 000 €) sowie den Guggolz Verlag (Förderpreis: 5000 €), steht am Freitag im Mittelpunkt. Die Laudatio hält Burkhard Spinnen.
Mit Dieter Krause: Kollwitz 66 (Schöffling & Co) kehren wir noch einmal nach Berlin zurück. Krause beschreibt das Aufwachsen in den fünfziger Jahren in Ost-Berlin, Prenzlauer Berg, und damit sowohl seine Kindheit als auch Zeitgeschichte.

Axel von Ernst wird im Anschluß mit den Preisträgern der Hotlist 2016, Christoph Haacker und Sebastian Guggolz, sprechen und den Startschuss zur Hotlist 2017 geben.

Schweizer Literatur mit ihrem ganz eigenen Ton kommt am Samstag in einem kleinen Schweiz-Block zu Wort: Gedichte von Gerhard Meister: Eine Lichtsekunde über meinem Kopf (Der gesunde Menschenversand). Die Gedichte sind präzise und gleichzeitig poetische Beobachtungen von Kosmos und Sprache.
Sebastian Steffen: Astronaut unter dem Milchglasdach (die brotsuppe) erzählt die Geschichte einer Verstörung durch das Ende einer Beziehung. Der Icherzähler streift durch seinen neu zu entdeckenden Alltag wie ein Astronaut über einen fernen Planeten.
Romana Ganzoni fasziniert in Granada Grischun (Rotpunkt) mit genau beobachteten einfachen Geschichten aus einer Kindheit in Graubünden.

Das Thema Syrien beschäftigt uns, und damit auch Autoren und Verlage, weiter. Zwei Veranstaltungen am Messesamstag widmen sich sowohl der Situation in Aleppo als auch jetzt in Deutschland lebenden syrischen Autoren:

Niroz Malek schreibt in Der Spaziergänger von Aleppo (Weidle) davon, wie es ist, trotz allem in Aleppo zu leben. Das Ergebnis sind kurze Texte, Minaturen, nicht nur über den Alltag in einer Stadt, auf die Bomben fallen, sondern auch Träume, Phantasien, Texte zu Musik und Literatur, Erinnerungen an gestorbene Freunde und Weggefährten.
Anschließend kommen einige syrische Autoren, die jetzt in Deutschland leben, zu Wort: Ramy Al-Asheq, Widad Nabi, Assaf Alassaf, Kenan Khadaj u.a.: Weg sein – hier sein. Texte aus Deutschland (Secession). Sie berichten von ihrem neuen Leben in der Fremde, von ihrem Alltag, von ihrer Flucht und der Einsamkeit.

Am Messesonntag verdient u.a. das Romandebüt von Juliana Kálnay: Eine kurze Chronik des Verschwindens (Wagenbach) besondere Aufmerksamkeit. Es ist eine Geschichte über die Bewohner eines Hauses. Die Autorin bewegt sich in diesem Haus treppauf, treppab durch die Etagen und in die äußerst merkwürdigen Leben der Bewohner hinein.
Auch die Präsentation der Neuübersetzung des Romans von Junichiro Tanizaki: Der Schlüssel (Cass), eines Klassikers der japanischen Literatur, dürfte spannend werden.
Der Sonntag endet mit dem kleinen Roman »Montag« von Moyshe Kulbak, einer Entdeckung aus dem Berliner Verlag fotoTAPETA.

Die bessere Wahrnehmung der unabhängigen Verlage im Buchhandel ist u.a. eine Folge der konzentrierten Präsentation der unabhängigen Verlage in Leipzig. Auch die Einrichtung des Deutschen Buchhandlungspreises, an der die Kurt Wolff Stiftung maßgeblich beteiligt war, trägt dazu bei. Zur Kontaktpflege und weiteren Vernetzung wird es bei dieser Messe zum zweiten Mal einen Empfang für Buchhändler geben.

Der Flyer zum Programm kann hier geladen werden.
Das vollständige Programm bei Leipzig liest.

Statistik:

44 Verlage aus

Deutschland (32)
der Schweiz (7)
und Österreich (5)

Programm:
Barbara Weidle (Verlegerin)

21. Februar 2017